"Mein Englisch klingt irgendwie steif und unbeholfen." Meiner Einschätzung nach kommt so ziemlich jede Englisch lernende Person früher oder später an diesen Punkt (oft auch mehrmals). Das passiert, wenn die eigenen Kenntnisse für neue Herausforderungen nicht unbedingt unzureichend, aber dem persönlichen Empfinden nach eben auch nicht flexibel, nicht nuanciert genug erscheinen.
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Um die Frage zu beantworten, auf welchem Weg dein Englisch lebendiger wird, müssen wir zunächst diese Frage beantworten: Warum klingt dein Englisch steif? Das hängt nämlich davon ab, wo dein Englisch aktuell steht.
Deshalb betrachte ich das Thema aus drei Perspektiven - Anfänger, leicht Fortgeschrittene, Fortgeschrittene -, beschreibe kurz, was bzw. wen ich damit meine und liste dann eine Reihe von Lösungsansätzen auf. (Diese Dreiteilung stellt keine absoluten Kategorien dar, sondern soll der Orientierung helfen.)
ANFÄNGER
Du stehst aktuell mit deinem Englisch noch eher am Anfang. Du kannst noch nicht sicher mit den Basis-Strukturen umgehen (Simple Present, Simple Past, could/would/should, grundlegender Satzbau und eventuell noch Present Progressive), musst also beim bilden vieler Sätze noch aktiv über Formen und Wortreihenfolge nachdenken. Und du bist dabei, deinen Grundwortschatz aufzubauen.
Mein Ratschlag:
Setze dich intensiv mit dem Simple Present (einfache Gegenwart) und dem Simple Past (einfache Vergangenheit) auseinander, bis du beide Zeitformen im Schlaf hoch- und runterbeten kannst; du aus dem Gefühl heraus weißt, ob du do, does oder did brauchst; du locker Verneinungen und Fragen bilden kannst. Diese Zeitformen bilden das Fundament für deine gesamte weitere Kommunikation auf Englisch. Solange es hier Unsicherheiten gibt, wir jedes zusätzliche Wissen auf instabilem Grund stehen.
Beschäftige dich mit dem Satzbau von Aussagesätzen und übe zunächst, dein Anliegen in so kurzen Sätzen wie möglich rüber zu bringen. Ja, das klingt dann erstmal steif, aber wenn du kurze Sätze aus dem FF bilden kannst, hast du es ruckzuck drauf, diese zu längeren Sätzen zu verbinden. Dieser Prozess sorgt auch dafür, dass du schneller anfängst, auf Englisch zu denken.
Erweitere deinen Wortschatz gezielt, heißt themenbezogen, anstatt dir wahllos irgendwelche Vokabellisten vorzunehmen: Worüber möchtest du sprechen, was möchtest du beschreiben können?
Lerne und übe auf allen Kanälen: Sprechen, Lesen, Hören, Schreiben.
Nimm dir regelmäßig Zeit für lautes Vorlesen, besser noch Nachsprechen. Das verbessert nicht nur dein Gespür für den Sprachfluss im Englischen, sondern auch dein Gesamtverständnis der Sprache.
Und um dem Ganzen eine persönliche Note verleihen, füge deinem Englisch gerne kleine Dinge hinzu, die dich ansprechen. Zum Beispiel ein paar Mini-Reaktionen wie "Really?" (Wirklich?), "I see." (Verstehe.), "Amazing!" (Unglaublich/Klasse!) oder "Sounds good." (Klingt gut.)
LEICHT FORTGESCHRITTENE
Du hast die grundlegenden Strukturen drauf (Simple Present, Simple Past, Present Progressive, mit could/would/should arbeiten, Satzbau, plus eventuell ein wenig Wissen zu Dingen wie z.B. going-to Future und Present Perfect). Du hast dir einen grundlegenden Wortschatz erarbeitet und kennst darüber hinaus einiges an spezifischen Wörtern, z.B. für Hobbys oder die Arbeit. Vieles von deinem Wissen fühlt sich allerdings gerade eingerostet an.
Mögliche Lösungsansätze:
Die grundlegenden Strukturen wiederholen (Simple Present, Simple Past, Present Progressive, mit could/would/should arbeiten, Satzbau). Das muss nicht sonderlich intensiv sein, aber kurz mal die Nase in ein Grammatikbuch stecken, um zu schauen, ob alles klar ist, oder sich über die Zeit vielleicht kleine Ungenauigkeiten eingeschlichen haben, bringt enorm viel - nämlich mehr Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Und das allein bringt ein Gefühl von mehr Leichtigkeit und Flexibilität in die Sache (schon zigmal bei meinen Coachees beobachtet).
Dir noch ein oder zwei weitere Zeitformen aneignen - wenn dir das wichtig ist. Das Gefühl von Steifheit muss nicht immer was mit der Menge an Zeitformen zu tun haben, die einem zur Verfügung stehen. Wenn du aber zum Beispiel differenzierter über zukünftige Dinge sprechen möchtest - das ist im Englischen tatsächlich komplexer als im Deutschen -, lohnt es sich, dich mit den dazugehörigen Zeitformen auseinander zu setzen (vor allem going-to Future, will Future, Present Progressive und Simple Present).
Zeit für lautes Vorlesen nehmen, um am Sprachfluss zu arbeiten, mit unterschiedlichen Betonung zu spielen und dein Gesamtverständnis der Sprache zu vertiefen: "What can I do for you?" vs. "What can I do for you?"
Dir die Unterschiede zwischen geschriebenem und gesprochenem Englisch bewusst machen (Satzlänge, formell vs. informell, Wortwahl usw.).
Tiefer in das Thema direkte vs. indirekte Formulierung einsteigen (z.B. can/want/Befehlsform im Kontrast zu could/would/should/might/may).
Deinen Wortschatz punktuell erweitern, je nachdem, wo du mehr Sicherheit und Flexibilität gewinnen willst (Verkaufszahlen besprechen, ein Produkt vorstellen, deine Leistungen pitchen).
Mini-Reaktionen zu deinem Wortschatz hinzufügen: I see. Come again? Got it. That's all right. Sounds good. My pleasure. usw.
Dir eventuell, wenn es sich nicht zu viel anfühlt, ein paar erste Floskeln zulegen, die zu deinem Arbeitsalltag passen und dir gefallen (z.B. pencil in some time, double-check something, face a challenge, take a deep dive).
FORTGESCHRITTENE
Du hast nicht nur die grundlegende und leicht fortgeschrittene Grammatik drauf, sondern nutzt hier und da auch fortgeschrittenere Strukturen (z.B. Present Perfect, if-Sätze, Relativsätze), wenn vielleicht auch nicht immer mit hundertprozentiger Sicherheit. Dir steht ein ordentlicher Wortschatz zur Verfügung, auch für komplexere Arbeitsprozesse oder tiefergehende Gespräche.
Mögliche Lösungsansätze:
Die Strukturen wiederholen, von denen du meinst, dass du sie drauf hast (kann immer mal sein, dass sich da mit der Zeit kleine Ungenauigkeiten bzw. Missverständnisse eingeschlichen haben).
Dein Verständnis der fortgeschrittenen Strukturen vertiefen, bei deinen du dir nicht sicher bist, ob du das immer so richtig machst (z.B. Present Perfect oder Relativsätze). Das muss nicht sonderlich intensiv sein, aber kurz mal die Nase in ein Grammatikbuch stecken, um zu schauen, ob alles klar ist, oder sich über die Zeit vielleicht kleine Ungenauigkeiten eingeschlichen haben, bringt enorm viel - nämlich mehr Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Und das allein bringt ein Gefühl von mehr Leichtigkeit und Flexibilität in die Sache (schon zigmal bei meinen Coachees beobachtet).
Füllwörter und -phrasen in deinen Wortschatz aufnehmen, wie zum Beispiel well, so, you know, I mean.
Dir nach und nach Floskeln zulegen, die zu deinem Arbeitsalltag passen und dir gefallen (z.B. pull out of a contract, bring someone up to speed, get back on track).
Alle Punkte aus dem Abschnitt für leicht Fortgeschrittene, wo du das Gefühl hast, dass dir die Arbeit daran zu einem flexibleren Englisch verhelfen wird.
Viel Input, ich weiß. Druck dir diesen Beitrag gerne aus und schau ganz in Ruhe, welche von diesen Punkten dich ansprechen - und wie und in welcher Reihenfolge du sie angehen möchtest.
Übrigens! Wenn du Lust hast, dein Englisch in einer Gruppe von Gleichgesinnten aufs nächste Level zu heben, es runder, authentischer zu machen - und du dich irgendwo im (leicht) fortgeschrittenen Lernbereich siehst: Im Oktober geht mein Intensivkurs Business Boost an den Start. Die ersten Infos findest du hier, für Updates einfach meinen Newsletter abonnieren.
Liebe Grüße
Petra
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